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Was ist Trauer?
Fünf Phasen der Trauer
WAS IST TRAUER?

Trauer ist ein Ereigniss, das im Leben der Menschen immer wieder auftritt. Es kann die unterschiedlichsten Formen und Ausdrucksweisen haben. Trauer hat häufig etwas mit irgendeiner Art von Verlust zu tun.

Verluste können schnell das Leben durcheinander bringen. Arbeitsplatz verloren, Beziehungen zerbrechen, ein Mensch stirbt. Schnell hat man das Leben nicht mehr im Griff. Dann steigt in einem so was wie ein Nebel auf. Viele Gedanken werden unscharf, manches wird farblos und das Leben kann seinen Sinn verlieren. Traurigkeit kann einem das Leben nicht mehr lebenswert erscheinen lassen.

Damit Sie sich eine Vorstellung von der Fülle der Verlust-/Trauererfahrungen machen können, seien hier einige beispielhaft genannt:

» Verlust eines Menschen durch den Tod [1]
» Verlust eines Arbeitsplatzes
» Verlust eines Haustieres [2]
» Verlust einer Freundschaft
» Verlust einer Beziehung/Partnerschaft
» Verlust von körperlichen Fähigkeiten
» Verlust einer gesellschaftlichen Stellung
» Verlust der gewohnten Umgebung durch Wohnungsortwechsel [3]
» Verlust von gesellschaftlichem Ansehen durch Veränderung von Lebensverhältnissen [4]

[1] Hier sollte im Blick behalten werden, dass es sehr verschiedene Todesarten und –weisen gibt. Auch der Todeszeitpunkt eines Menschen, wird sich unterschiedlich auf den Einzelnen auswirken.
[2] Besonders bei älteren Menschen oder Jugendlichen/Kindern, die lange Zeit mit einem Tier aufgewachsen sind oder gelebt haben. Hier kann der Verlust des Tieres eine starke Trauer auslösen.
[3] Hier ist besonders gemeint, wenn ältere Menschen in einer Pflegeeinrichtung müssen und so aus ihrem gewohnten Umfeld heraus gezogen werden. Aber auch durch häufig Umzüge wegen der sich wandelnden Arbeitswelt, gesellschaftlicher Abstieg durch veränderte wirtschaftliche Verhältnisse, durch Beziehungswechsel usw.
[4] Auf vielfältige Weise kann sich das Leben des Einzelnen verändern. Vor dieser Veränderung hat sich der Menschen eingerichtet, Kontakte aufgebaut oder sich Verdienste erworben. Diese hängen aber häufig an bestimmten Lebenszusammenhängen. Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ein Angestellter hat sich in seiner Firma auf eine gute Position erarbeitet. Er wohnt mit seiner Familie in einem kleinen Vorort einer größeren Stadt. Hier hat er sich in einem Verein engagiert und ist im Vorstand. Viele kennen ihn und seine Familie. Plötzlich verliert er seinen Job und kann das Haus nicht mehr halten. Die Familie muss umziehen in ein preiswerteres Viertel der Stadt. Die Kontakte zum Verein brechen ab. Nicht nur die Arbeit ist weg, sondern auch die gesellschaftliche Stellung in der gewohnten Umgebung. In dieser Umbruchszeit der Familie, kommt ein Trauererlebnis nach dem anderen und diese müssen irgendwie gemeistert werden.

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DIE PHASEN DER TRAUER

Trauer wird im wissenschaftlichem Diskurs in verschiedene Phasen eingeteilt. Diese Einteilung ist aber keine Festschreibung, dass die Trauerphase eine nach der anderen durchlaufen werden müssen. Diese „Phasenmodelle“ spiegeln nur Bebeachtungen an Trauernde wieder und deren häufig wiederkehrende Ausdrucksformen mit einem Trauererlebnis umzugehen.
Die meisten Modelle richten ihren Blick auf Trauernde, die mit dem Tod eines Menschen konfrontiert wurden. Da Trauererlebnisse auch andere Verlusterfahrungen von Menschen sind, können diese Modelle auch auf andere Trauererlebnisse übertragen werden.
Nachfolgend führe ich hier das Phasenmodell von J. Bowlby auf.

Erste Phase: Betäubung

In den ersten Minuten nach Empfang der Todesnachricht ist alles möglich: Schreien, Wutausbrüche, Weinen, körperliche Symptome wie Übelkeit oder Ohnmacht, Ungläubigkeit oder reglose „Versteinerung“. Oft werden heftige Reaktionen schnell „unter Kontrolle“ gebracht. Der Trauernde wendet sich den zahlreichen Sachproblemen zu, beispielsweise dem Arrangement der Beerdigung mit wahl von Sarg, Grabstelle und Blumenschmuck, der Benachrichtigung der Bekannten, Behörden- und Versicherungsmeldungen.

Zweite Phase: Sehnsucht

In dieser Phase beginnt sich der Trauernde auf die Suche nach dem verlorenen Toten: Er sucht Plätze auf, die mit Erinnerungen an den Toten verknüpft sind, liest dessen Lieblingsbücher oder betrachtet stundenlang Erinnerungsstücke und Fotos. Die Unwiderruflichkeit des Todes dringt langsam ins Bewusstsein.

Dritte Phase: Linderung durch Vermeidung

Dem Schmerz dieser Erkenntnis versucht der Trauernde, eine Zeit auszuweichen. Er leugnet den Tod, indem er beispielsweise gewohnte Gespräche mit dem Toten weiterführt, ihm den Tisch deckt oder sich weiterhin nach dessen Wünschen richtet. Schließlich bricht diese Abwehr zusammen, und der Trauernde ist seinem Elend ausgeliefert.

Vierte Phase: Desorganisation und Verzweiflung

Die oft anhaltende Zeit der Verzweiflung ist durch innere Kämpfe und große Niedergeschlagenheit gekennzeichnet. Das Weiterleben ohne den Toten scheint sinnlos, manchmal wird der eigene Tod herbeigesehnt. Vielleicht gelingt die Bewältigung des Alltags nicht mehr. Rechnungen bleiben unbezahlt, die Post wird nicht mehr geöffnet, der Trauernde kocht nicht und isst zu wenig.

Fünfte Phase: Reorganisation und Bewältigung

Die Bereitschaft, ein neues Leben zu beginnen, äußert sich beispielsweise in einem Wohnungswechsel, in der Aufnahme einer Arbeit oder im Aufbau neuer Beziehungen. Die Erinnerungen an den Verstorbenen schmerzen nicht mehr so, die mit ihm verlebte Zeit wird als Teil der eigenen Vergangenheit angenommen.

Die Autoren weiterer Phasenmodelle:

C. Murray Parkes
J. William Worden
H. R. Zielinski
A. Weismann
E. Mansell Pattison
V. Kast

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GESELLSCHAFT UND TRAUER

Die Sozialstrukturen in unserer Gesellschaft verändern sich und die Menschen leben in immer kleiner werdenden Familiensystemen. Der/die Einzelne findet nicht mehr den Austausch oder eine mitfühlende Gemeinschaft, in der er/sie mit der eigenen Trauer aufgehoben ist. Auch wurde der/die Einzelne durch eine solche Gemeinschaft positiv gezwungen, weiter am Leben teilzunehmen, indem er/sie die alltäglichen Arbeiten weiter mitmachen musste. Sich einfach „hängen lassen“ war nicht möglich. Dies konnte man sich nicht leisten.
„Über Jahrhunderte hin haben die Christen – in konfessionell unterschiedlicher Ausprägung – im Geiste des Alten und Neuen Testamentes den Toten das letzte Geleit gegeben und den Hinterbliebenen in Verkündigung und Liturgie, durch helfenden Beistand und sorgende Begleitung Trauerhilfe geleistet. Sterben und Tod gehörten zum Leben… .“ [5]

Heute ist das anders. Viele bleiben mit ihrer Trauer allein und ziehen sich oft vom Alltag zurück oder überdecken die Trauer einfach. Sie meinen, es schon selbst mit sich ausmachen zu können, denn auch sonst ist ja niemand da.
Die Lebensgewohnheiten sind nicht mehr auf ein Zusammenleben mit dem Erlebnis der Trauer eingerichtet. Trauer wird als störendes und nicht so wichtiges Gefühlserlebnis für das eigene Leben betrachtet.
„…die Unfähigkeit, mit Schmerz und Trauer umzugehen, ist gewachsen;…“ [5]

Wie stark hier die unterschwellige Wirkmächtigkeit von Trauer unterschätzt wird, ist einem schnell klar, wenn man das große Angebot an Trauerliteratur und anderen Trauerangeboten einmal bewusste wahrnimmt.

[5] Die deutschen Bischöfe, Nr. 81, Tote begraben und Trauernde trösten, 20. Juni 2005

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